Freitag, 11. September 2015


Allgemeines zur Digitalen Herbstausstellung 

Wie funktioniert eine Jury, die eine Kunstausstellung zusammenstellt? Welche Auswahlverfahren sind möglich? Wie würden Sie/wie würdest Du entscheiden und warum?


Der Kunstverein Hannover hat in diesem Jahr bei dem Aufruf zur Bewerbung für die traditionsreiche »87. Herbstausstellung niedersächsischer Künstlerinnen und Künstler« die Teilnehmenden gebeten, einer aus SchülerInnen bestehenden Jury zu gewähren, mit ihrem eingereichten Abbildungsmaterial (zu maximal drei Arbeiten) eine »Digitale Herbstausstellung« zu entwickeln. Unter der Leitung von Patrick Walton wurde die Debatte dazu in einem einwöchigen Workshop während der Sommerferien eröffnet sowie experimentell angestoßen. Die Resultate aus diesem Prozess werden vom 11. September bis 8. November 2015 parallel zur Laufzeit der an vier Ausstellungsorten gezeigten 87. Herbstausstellung »Raumstationen« sowohl analog als auch digital präsentiert.

Wie stellt man eine Ausstellung zusammen, die nicht thematisch oder inhaltlich initiiert wurde? Wie geht man mit Abbildungsmaterialien von Kunstwerken um?


Mit diesen Fragen ist jede Jury, jede Kuratorin und jeder Kurator vertraut und muss sich ihnen stellen. Am Ende verschiedener Prozesse und Methoden der Auswahl hat nun die SchülerInnen-Jury tatsächlich eine annähernd gleiche Anzahl an Positionen aus dem großen Pool von 408 Bewerbungen (die Anzahl derjenigen, die der Zurverfügungstellung ihres Materials für die Digitale Herbstausstellung zugestimmt haben) gefiltert wie die Fach-Jury für die reale Herbstausstellung (52 einjurierte Positionen). Anders als im Fall realer Räume mit ihren gegebenen Einschränkungen nutzen die SchülerInnen die Vielfältigkeit des virtuellen Raums. Hierfür hat Patrick Walton nach den gemeinsam entwickelten Ideen einen Blog generiert, der alles versammelt: den Arbeitsprozess der Auswahlverfahrens sowie die Entwicklung der sich hieraus generierenden Ausstellung(en). Einblicke hieraus werden als Display 1 im Kunstverein Hannover und Display 2 am Flughafen Hannover-Langenhagen in einem von der Deutschen Messe AG bereitgestellten Ladenlokal gezeigt.

Display 1 / Foyer Kunstverein Hannover


Anhand einer filmischen Dokumentation erhalten die BesucheInnen des Kunstvereins Einblick in sieben verschiedene Auswahlverfahren, die sich während des Workshops ergaben: die Methodenbandbreite erstreckt sich von demokratischen Debatten über spielerische sowie zufallsgenerierte Techniken, mit denen der Flut der digitalen Bilder von Kunstwerken begegnet wurde. Der Kunstverein als eine mögliche Matrize wird in analoger Buchform zudem Projektionsfläche für eine Auswahl künstlerischer Arbeiten, die die SchülerInnen hier platzieren würden, ohne dies real in den Räumen auszuführen, sodass die BetrachterInnen diesen Transfer mental nachvollziehen müssen.

Display 2 / Flughafen Hannover-Langenhagen


Auf rund 80 qm Ausstellungsfläche in einem in der Airport Plaza zwischen Terminal A und B gelegenen Ladenlokal im Flughafen Hannover-Langenhagen (Abflugebene) begegnen Reisende und BesucherInnen dem zweiten Teil der 1. Digitalen Herbstausstellung. Hier werden in einem als Diashow angelegten Videoloop weitere Werke 24 Stunden täglich zu sehen sein. Ergänzend repräsentieren sieben stelen-artige Assemblagen die Räume des Kunstvereins sowie die sieben verschiedenen Auswahlmodi, die in dem o. g. ersten Display im Kunstverein zu sehen sind.
Akkumulativ bildet schließlich die Blog-Seite denjenigen (virtuellen) Ort, der alles vereint: die Auswahl sowie das Ausgewählte, nur nimmt sich in diesem Fall die Jury heraus, anonym zu bleiben und ihren Blick auf das Wesentliche zu lenken: das, was Sie sehen!