Allgemeines zur Digitalen Herbstausstellung
Wie funktioniert eine Jury, die eine Kunstausstellung zusammenstellt? Welche Auswahlverfahren sind möglich? Wie würden Sie/wie würdest Du entscheiden und warum?
Der Kunstverein Hannover hat in diesem
Jahr bei dem Aufruf zur Bewerbung für die traditionsreiche »87.
Herbstausstellung niedersächsischer Künstlerinnen und Künstler« die
Teilnehmenden gebeten, einer aus SchülerInnen bestehenden Jury zu gewähren, mit
ihrem eingereichten Abbildungsmaterial (zu maximal drei Arbeiten) eine »Digitale
Herbstausstellung« zu entwickeln. Unter der Leitung von Patrick Walton wurde
die Debatte dazu in einem einwöchigen Workshop während der Sommerferien
eröffnet sowie experimentell angestoßen. Die Resultate aus diesem Prozess
werden vom 11. September bis 8. November 2015 parallel zur Laufzeit der an vier
Ausstellungsorten gezeigten 87. Herbstausstellung »Raumstationen« sowohl analog
als auch digital präsentiert.
Wie stellt man eine Ausstellung zusammen, die nicht thematisch oder inhaltlich initiiert wurde? Wie geht man mit Abbildungsmaterialien von Kunstwerken um?
Mit diesen Fragen ist jede Jury, jede
Kuratorin und jeder Kurator vertraut und muss sich ihnen stellen. Am Ende verschiedener
Prozesse und Methoden der Auswahl hat nun die SchülerInnen-Jury tatsächlich
eine annähernd gleiche Anzahl an Positionen aus dem großen Pool von 408
Bewerbungen (die Anzahl derjenigen, die der Zurverfügungstellung ihres
Materials für die Digitale Herbstausstellung zugestimmt haben) gefiltert wie
die Fach-Jury für die reale Herbstausstellung (52 einjurierte Positionen).
Anders als im Fall realer Räume mit ihren gegebenen Einschränkungen nutzen die
SchülerInnen die Vielfältigkeit des virtuellen Raums. Hierfür hat Patrick
Walton nach den gemeinsam entwickelten Ideen einen Blog generiert, der alles
versammelt: den Arbeitsprozess der Auswahlverfahrens sowie die Entwicklung der
sich hieraus generierenden Ausstellung(en). Einblicke hieraus werden als Display 1 im Kunstverein Hannover und Display 2 am Flughafen Hannover-Langenhagen
in einem von der Deutschen Messe AG bereitgestellten Ladenlokal gezeigt.
Display 1 / Foyer Kunstverein Hannover
Anhand einer filmischen Dokumentation erhalten
die BesucheInnen des Kunstvereins Einblick in sieben verschiedene
Auswahlverfahren, die sich während des Workshops ergaben: die
Methodenbandbreite erstreckt sich von demokratischen Debatten über spielerische
sowie zufallsgenerierte Techniken, mit denen der Flut der digitalen Bilder von
Kunstwerken begegnet wurde. Der Kunstverein als eine mögliche Matrize wird in
analoger Buchform zudem Projektionsfläche für eine Auswahl künstlerischer
Arbeiten, die die SchülerInnen hier platzieren würden, ohne dies real in den Räumen
auszuführen, sodass die BetrachterInnen diesen Transfer mental nachvollziehen müssen.
Display 2 / Flughafen Hannover-Langenhagen
Auf rund 80 qm Ausstellungsfläche in
einem in der Airport Plaza zwischen Terminal A und B gelegenen Ladenlokal im
Flughafen Hannover-Langenhagen (Abflugebene) begegnen Reisende und BesucherInnen
dem zweiten Teil der 1. Digitalen Herbstausstellung. Hier werden in einem als
Diashow angelegten Videoloop weitere Werke 24 Stunden täglich zu sehen sein.
Ergänzend repräsentieren sieben stelen-artige Assemblagen die Räume des Kunstvereins
sowie die sieben verschiedenen Auswahlmodi, die in dem o. g. ersten Display im
Kunstverein zu sehen sind.
Akkumulativ bildet schließlich die Blog-Seite
denjenigen (virtuellen) Ort, der alles vereint: die Auswahl sowie das
Ausgewählte, nur nimmt sich in diesem Fall die Jury heraus, anonym zu bleiben
und ihren Blick auf das Wesentliche zu lenken: das, was Sie sehen!